Talettas Zimmer

Taletta kam den Gang entlang und ging an den ersten Türen einfach vorbei, bis das Ende des Ganges war, und somit auch die letzte Tür. Diese machte sie auf und trat ein.
Ein großes Himmelbett mit schweren Vorhängen stand gegenüber an der Wand, neben dem breiten Fenster durch welches warmes Sonnenlicht flutete. Das Bett war überhaupt nicht nach ihrem Geschmack, doch es war das letzte Zimmer, ergo am wenigsten Lärm.
Seufzend legte sie die Zweischwerter ab und auf die Kommode.
Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Nicht weit entfernt begann der Wald, das war gut. Taletta mochte den Wald. Eine Zeit lang stand sie einfach nur da und sah hinaus, dann nahm sie die Satteltaschen, die sie vom Stall mitgenommen hatte, und fing an auszupacken.
Sie öffnete den Schrank und finf an ihn zu füllen: als erstes kamen ein Strohhut, den Taletta manchmal trug, wenn sie die neugierigen Blicke der Dorfbewohner zu sehr nervten, zum Vorschein. Dann holte sie zwei einfache, dunkle Hosen und ein weiteres Hemd heraus.
Dann holte sie das Bündel Wurfspieße heraus, von welchem immer drei in ihrem Gürtel steckten. Der Degen, das Elbenschwert und der Säbel folgten, ebenso wie zwei ihrer drei Dolche; einer steckte in ihrem Stiefel. Auch holte sie zwei normale Schwerter heraus, die sie eigentlich verabscheute, und zu guterletzt kamen pergamenterne Rollen zum Vorschein, die die genauen Techniken von Aikido, Judo, Karate und Kickboxen beschrieben. Diese hatte sie vor zehn Jahren von einem ihrer Meister bekommen und sie hütete sie wie einen Schatz. So schob sie sie ganz oben in das Regal, sodass sie von unten nicht zu sehen waren. Dann holte sie das Zweischwert und lehnte es in den Schrank.
Und dann nahm sie den Schlüssel und versperrte den Kasten; der Schlüssel glitt kurz darauf in den Beutel an ihrem Gürtel.
Sie warf die Satteltaschen achtlos in die Ecke und ließ sich auf das helle, große Sofa fallen.

Sie stand auf und ging auf eine der zwei Türen zu. Dahinter war ein Bad verborgen, groß und geräumig. Eine steinerne Badewanne war in der Ecke eingelassen, und zwei steinerne Waschbecken waren rechts neben der Tür, ein großer SPiegel prangte über ihnen. Taletta betrachtete sich kurz und schob eine herausgerutschte Strähne zurück, die ihr sofort wieder hervorrutschte. Sie ließ es bleiben und ging zurück in den Hauptraum. Neugierig, was im zweiten Raum war, öffnete sie ihn. Ein Arbeitszimmer mit eigener Bibliothek, Kaminfeuer und großem, sehr viel Stauraum bietenden Schreibtisch. Taletta ging zum Feuer und schüttete ein wenig schwarzes Pulver hinein; die Flammen verfärbten sich zuerst lila, dann wurden sie blauweiß. Viel besser, dachte Taletta und ging um den Schreibtisch herum. Ob sie ihn jemals gebrauchen würde war fraglich, und so sah sie sich die Regalreihe voller Bücher an. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie erkannte, wovon die Bücher handelten.
Aikido für Fortgeschrittene, von Hang Xung
Älteste Aufschrift altertümlicher Kampftechniken, von Rubald Ochsanherr
Zweischneid, von Tamildina Sinatra
Perfektion und Technik, von Gerhard Zajan

Taletta ging das Regal entlang und ließ ihren Blick über jeden Buchrücken gleiten, und bei jedem musste sie vor Freude lächeln. Schließlich zog sie sich wilkürlich ein Buch heraus (Außer Gefecht, von Erijel Kubner) und setzte sich an den Schreibtisch. Eine Minute später war sie in das Buck versunken.